Eine Reise nach Afrika stand bei mir schon seit vielen Jahren auf meiner To-do-Liste, als mehrfacher Vater überlegt man sich so ein Unterfangen allerdings immer zweimal. Vor Kurzem machte mich ein Kontakt aus meinem Bekanntenkreis jedoch auf ein Projekt der ora Kinderhilfe aufmerksam.
Das war wohl ein Wink des Schicksals, dem ich mich nicht länger entziehen konnte! Ich packte meine Siebensachen und hüpfte in den nächsten Flieger nach Kenia, um dort vor Ort mehr über das Projekt zu erfahren. Am Ende verbrachte ich insgesamt 11 Tage auf Reisen, die meiste Zeit davon in einer kleinen Gruppe mit 8 anderen Teilnehmern sowie 2 Mitgliedern der ora Kinderhilfe. Während dieser Zeit haben wir 2 verschiedene Projekte besucht.
Was ich auf meiner Kenia-Reise mit der ora Kinderhilfe alles so erlebt habe, erfährst Du in diesem Artikel! So viel vorab: Ich habe es nicht bereut!
Kleine Anmerkung vorab: Ich habe mich dagegen entschieden, einen detaillierten Reisebericht zu schreiben, da es mich selbst langweilen würde, so etwas wie „… an Tag 3 haben wir um 7:12 Uhr gefrühstückt … dann sind wir mit zwei Bussen nach X gefahren, dann mit dem Zug nach Y und schließlich mit dem Safari-Jeep in Z gelandet.“ zu lesen (geschweige denn zu schreiben).
Gruppenreisen: Ich verstehe jeden, der bei der Vorstellung einer Reise mit 10-15 fremden Menschen auf engstem Raum schlechte Laune bekommt. Aber ich muss sagen, dass wir eine wirklich wilde Gruppe waren, die alles andere als homogen war, und dennoch hat man immer ein Thema gefunden oder auch einfach mal zum Buch oder Podcast gegriffen. Also macht Euch da nicht so viele Gedanken – jeder hat ein eigenes Zimmer und genügend Möglichkeiten, sich mal zurückzuziehen.
Also dann – Let’s get started!
Inhaltsverzeichnis:
Wer ist eigentlich die ora Kinderhilfe?
Bevor ich aber auf meine persönlichen Reiseerlebnisse eingehe, will ich noch kurz erklären, worum es sich bei der ora Kinderhilfe eigentlich handelt. Immerhin wäre ich mein Afrika-Abenteuer ohne den Verein womöglich niemals angetreten.
Die ora Kinderhilfe e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich bereits seit 1981 für ein Kinderleben ohne Hunger und ohne Armut einsetzt. Der christlich geprägte Verein verfolgt das Ziel, das Leben von Kindern in Schwellen- und Entwicklungsländern zu verbessern und ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Aktuell ist die ora Kinderhilfe in 12 Ländern mit 40 Projekten aktiv.
Wie die ora Kinderhilfe den Kindern hilft?
Ganz getreu dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die ora Kinderhilfe kümmert sich nämlich nicht nur um die notwendige Grundversorgung (wie die Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Wasser und Strom) – sondern investiert eben auch ganz gezielt in die Zukunft der Kinder. Zum Beispiel in Form von Bildungsprogrammen, die den Jungen und Mädchen vor Ort die Chance bieten, eines Tages einen eigenen Lebensunterhalt zu verdienen und ihren Träumen nachzugehen.
Zusätzlich dazu engagiert sich der Verein auch in der Katastrophenhilfe, wie etwa mit der Verteilung von Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und Hygienepaketen in betroffenen Regionen.
Alles beginnt im National Museum of Kenya
Ich muss zugeben: Vor meinem Reiseantritt konnte ich vielleicht gerade einmal sagen, wo Kenia ca. auf der Weltkarte liegt. Viel mehr wusste ich über das ostafrikanische Land allerdings nicht. Die erste Station meines Reise-Abenteuers war also gar keine so schlechte Idee: Ein Besuch im Nationalmuseum von Kenia!
Nachdem wir alle am Abend zuvor in Kenia gelandet waren, nutzten wir den ersten Tag also nicht nur zum gegenseitigen Kennenlernen, sondern nahmen gleichzeitig auch noch ein bisschen Landesgeschichte mit.
Begleitet wurden wir dabei von zwei Mitgliedern der VEE Organisation: John und Elvis. Eine spannende Organisation, zu der ich gleich noch komme!
Bereits während der Fahrt habe ich einige Gespräche mit Elvis geführt und dabei Folgendes erfahren:
- Klimawandel ist in Kenia ein allgegenwärtiges Thema und ohne Bildung nicht zu überbrücken
- Da früher viele Organisationen einfach Geld und Nahrungsmittel gespendet haben, haben viele Menschen über mehrere Generationen eine gewisse Faulheit – das sogenannte „poverty mindset“ – entwickelt.
- Der Umgang mit familiären und religiös geprägten Problemen ist ebenfalls eine große Herausforderung.
Im Museum selbst ging es dann vor allem um Traditionen, Tierwelt und die Geschichte Kenias.
Ein kleines Neben-Highlight: Wer Lust hatte, konnte auch mit einer großen Schildkröte oder einer kleinen Schlange kuscheln.
Kleiner Insider: Beim Halten der Schildkröte ist festes Schuhwerk von Vorteil.
Wer ist Village Economic Empowerment (VEE)?
Bevor ich Elvis und John kennengelernt habe, war mir die VEE noch kein Begriff. Mittlerweile habe ich jedoch verstanden, was die Organisation in Kenia macht – und warum sie dort so wichtig ist!
Die VEE Organisation (Village Economic Empowerment) ist eine NGO (Non Governmental Organisation) in Kenia, die sich als lokale Partnerorganisation der ora Kinderhilfe darauf konzentriert, den Aufbau einer autonomen und nachhaltigen Gesellschaft in Kenia zu fördern. Die Programme der Organisation fokussieren sich dabei auf Bereiche wie Bildung, Patenschaften, Lebensmittelsicherheit, Gesundheit und Hygiene.
Hier ein paar der bisherigen Errungenschaften von VEE in Zahlen:
- Bildung für 70 Kinder bereitgestellt
- 470 Patenschaften etabliert
- 500 Landwirte unterstützt
- 389 Familien gefördert
Im folgenden Video siehst Du beispielsweise, wie die VEE Organisation mit Partnern Lebensmittelhilfe an Schulen in Kenia leistet, die von der Dürre betroffen sind:
Ich bin nach wie vor absolut begeistert von dem Engagement und dem Einsatz, den die VEE Tag für Tag in Kenia leistet. Und das Ganze mit eigenen Augen vor Ort miterleben zu dürfen, hinterlässt eben nochmal einen viel intensiveren Eindruck, für den ich mehr als dankbar bin!
Die Geschichte Kenias im kurzen Überblick
Damit ich mein neu erlerntes Wissen gleich teilen kann, habe ich die interessantesten Stationen in der historischen Entwicklung Kenias im Folgenden kurz stichpunktartig für Dich festgehalten:
- Frühzeit: Archäologen fanden Hinweise (einen 2 Millionen Jahre alten Menschenschädel) darauf, dass die Vorfahren des heutigen Homo sapiens am Lake Turkana gelebt hatten. An der Ostküste Kenias entstanden im Laufe der Jahrhunderte Handelsbeziehungen mit Menschen aus Indien, dem arabischen Raum und Portugal, was zur Entstehung der Suaheli-Kultur und der Einführung der Kisuaheli-Sprache führte.
- Die Neuzeit (Zeit der portugiesischen Herrschaft): Um 1500 war Mombasa das wichtigste Handelszentrum an der Ostküste Afrikas, nachdem es 1487 von den Portugiesen erobert wurde. Nach Konflikten mit den Arabern übernahm 1837 der Sultan von Oman die Kontrolle, während Missionare und Forscher wie Johann Ludwig Krapf und Joseph Thomson später ins Landesinnere vordrangen, um erstmals Schulen nach westlichem Vorbild zu gründen.
- Die Kolonialzeit: Nach Verhandlungen mit Deutschland (im Rahmen der Berliner Konferenz 1884) übernahm Großbritannien die Kontrolle über Kenia und Uganda und vereinte sie als Britisch-Ostafrika, was schließlich zur britischen Kronkolonie erklärt wurde. In dieser Zeit kam es aber immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen ehemaligen britischen Soldaten und den einheimischen Kikuyu.
- Der Weg zur Unabhängigkeit: Nachdem die Kenya African Union gegründet wurde, entstand der Mau-Mau-Aufstand gegen die Kolonialbesatzung. Dies gipfelte 1952 darin, dass der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, was zu hohen Verlusten (14.000 Tote) unter der afrikanischen Bevölkerung führte. Der Widerstandskämpfer Jomo Kenyatta wurde zwischen 1953 und 1960 inhaftiert, wurde 1963 dann allerdings der erste Präsident des Landes, nachdem Kenia die Unabhängigkeit erlangt hatte.
Kinari und Karangatha | Klimaangepasstes Kartoffelsaatgut
Mittlerweile hat die VEE bereits eine ganze Reihe an Projekten erfolgreich in Gang gebracht, um den Einwohnern vor Ort ein besseres Leben zu ermöglichen. Eines davon ist die Unterstützung der Landwirte in Kinari und Karangatha, wo die Organisation traditionelle Anbaumethoden durch moderne Techniken ersetzt hat.
Zu diesem Zweck hat die VEE zunächst Bodenproben auf insgesamt 4,5 Hektar Gemeinschaftsland durchgeführt, um die Ernte zu verbessern und Nährstoffmängel zu erkennen. Im Anschluss half die Organisation den Landwirten dabei, Baumstümpfe zu entfernen, das Land zu ebnen und Dämme für Kartoffelpflanzungen anzulegen.
Außerdem hat die VEE auch ein Saatgut-Trockenlager auf dem Trainingsbauernhof in Kwa Haraka eingerichtet, um die Qualität der Saatgutproduktion zu steigern. (Es gibt sogar ein Agronom, der das Projekt überwacht und die Landwirte berät)
Und das Projekt hat bereits große Erfolge erzielt:
- Kinari: In Kinari werden Familien beim Gemüseanbau unterstützt und erhalten Schulungen zu umweltschonenden Anbaumethoden. Ein Kühlraum ermöglicht die Lagerung der Ernte, und ein Social Business ermöglicht den Verkauf an Hotels und Supermärkte, was den Familien wiederum hilft, ein regelmäßiges Einkommen zu erzielen und ihre Kinder zu unterstützen. Aktuell verdienen 40-50 Familien mit ca.100 Kindern damit ihr eigenes Geld.
- Karangatha: In Karangatha betreiben die Dorfbewohner gemeinschaftlichen Ackerbau auf ora-eigenem Land. Dort werden derzeit über 70 Kinder im Patenschaftsprogramm der ora Kinderhilfe versorgt. Auf dem Land werden unter anderem Kohl, Süßkartoffeln, Spinat und Maniok angebaut.
Besonders beeindruckend empfand ich neben der Schulung in der Landwirtschaft aber auch die Schulung im generellen Umgang mit Geld. So unterstützt VEE die Massai auch in finanziellen Angelegenheiten wie zum Beispiel bei der Planung, Organisation und Kontrolle ihrer finanziellen Aktivitäten.
Genau zu diesem Zweck hat die VEE Organisation im Jahr 2018 die VILSA SACCO LIMITED ins Leben gerufen, deren Hauptziel darin besteht, den Einwohnern dabei zu helfen, Ersparnisse anzusammeln und ihren sozioökonomischen Status kontinuierlich zu erhöhen.
Die zentralen Ziele sind dabei:
- Den Mitgliedern eine Möglichkeit zu geben, Geld für ihre Zukunft zu sparen.
- Verschiedene Kredite zu fairen Zinssätzen anbieten.
- Den Zugang zu finanziellen Beratungen und Dienstleistungen verbessern.
- Das Geld der Mitglieder durch sichere Investitionen und gute Verwaltung schützen.
Und auch hier gefällt mir richtig gut, wie das Ganze in der Praxis umgesetzt wird. Eine Idee besteht beispielsweise darin, 15 Leuten 30.000 KES Startkapital zu geben und ihnen beizubringen, wie man erfolgreich Landwirtschaft betreibt. Dabei geht es eben nicht nur darum, den Einwohnern stumpf Geld in die Hand zu drücken, sondern sie Schritt für Schritt fit zu machen, damit sie später mal ihr eigenes kleines Farm-Business aufbauen können.
Eine weitere Idee ist es, dass sie 5 Ziegenkitz und eine junge Kuh bekommen und diese selbstverantwortlich versorgen müssen, um sie dann im besten Fall gewinnbringend zu verkaufen.
Das Ziel? Sie sollen nicht nur wissen, wie man Pflanzen anbaut, sondern auch, wie man nachhaltig und profitabel wirtschaftet.
Fun Fact: In einer Community haben sie darüber gesprochen, sich ein „Partyzelt“ zu kaufen, um es zu vermieten. Das wäre vor 5 Jahren undenkbar gewesen, da das Geld immer sofort ausgegeben wurde.
Ilbisil | Massai, Brunnen, Schulen, Landwirtschaft
Am stärksten geprägt haben mich persönlich die Tage bei den Massai in Ilbisil – einem indigenen Volk mit einer wirklich beeindruckenden Kultur und Lebensweise.
Bevor ich zu den Zielen der ora Kinderhilfe komme, müssen wir allerdings erst noch einen kurzen Background-Check machen. Denn ein echtes Verständnis für die Lebensumstände und Kultur der Massai ist der Schlüssel, um hier auch wirklich nachhaltig etwas zu bewirken.
https://ora-kinderhilfe.de/kenia-ilbisil
Wer sind die Massai?
Die Massai sind ein nomadisches Hirtenvolk, das hauptsächlich von Viehhaltung lebt – was aufgrund der regionalen Trockenheit zum immer größeren Problem heranwächst.
Hier ein paar Herausforderungen, die das Leben der Massai zusätzlich erschweren:
- Die Rolle des Mannes ist sehr traditionell geprägt und beschränkt sich im Grunde genommen auf das Kinderzeugen und das Entspannen im Schatten.
- Von staatlicher Seite werden die Massai leider immer noch oft als „Schandfleck“ betrachtet.
- Die Ernährung der Massai besteht fast ausschließlich aus Fleisch und Milch.
- Da immer mehr Wasserstellen zur Neige gehen, können die Familien nicht sesshaft werden.
- Kinder leiden häufig unter Mangelernährung und gehen nur unregelmäßig zur Schule.
- Jeder zweite Kenianer lebt unterhalb der Armutsgrenze und jeder Vierte muss mit weniger als $1 am Tag überleben.
- Kinder werden oft schon im Alter von 11 Jahren (!) von der Familie verheiratet!
- Viele Mädchen leiden nach wie vor unter den schwerwiegenden Folgen von Beschneidungen.
- Homosexuelle Handlungen sind in Kenia strafbar.
Wie Du siehst, gibt es hier also einiges zu tun!
Aufklärungsarbeit gegen Beschneidung & frühkindliche Heirat
Ein großer Brennpunkt in Kenia ist das Thema Sexualität und alles, was damit verbunden ist. So werden Kinder dort oft bereits im Alter von nur 11 Jahren verheiratet, was die Kindheit logischerweise viel zu früh beendet und ihnen zudem auch die Möglichkeit nimmt, unbeschwert aufzuwachsen und eine Schulbildung zu erhalten.
Ein weiteres schwerwiegendes Problem: In vielen Gemeinschaften ist die Beschneidung von Mädchen im Kindesalter fest in der Tradition verankert. Ein echtes Dilemma. Auf der einen Seite leiden die Mädchen ihr Leben lang unter den körperlichen und seelischen Folgen dieses Rituals. Auf der anderen Seite finden unbeschnittene Frauen (bzw. Mädchen) keinen Ehemann und somit auch keinen Anschluss an die Gemeinschaft. Allein und ohne sozialen Rückhalt zu leben, ist für Frauen in diesen Gebieten leider nach wie vor unvorstellbar.
Zum Glück leistet die VEE hier inzwischen fleißig Aufklärungsarbeit und trägt dazu bei, endlich ein Umdenken anzustoßen. Sie haben hier beispielsweise einen Workshop organisiert, in dem Frauen über die teils gravierenden Folgen der Beschneidung für Mädchen aufgeklärt werden. Die Fachkräfte vor Ort raten den Einwohnern eindringlich davon ab, dieses alte Ritual fortzuführen.
Außerdem ist Homosexualität dort immer noch ein absolutes Tabuthema und homosexuelle Handlungen ziehen sogar strafrechtliche Konsequenzen mit sich …
Und nicht zu vergessen: Auch Polygamie ist dort ein Thema. Allerdings blicke ich der Entwicklung auf diesem Gebiet tatsächlich optimistisch entgegen, da sich hier offenbar ein Wandel im Denken abzeichnet. Denn vor einiger Zeit wurde vom Direktor und den Lehrern der Schule einstimmig beschlossen, diese Tradition nicht fortzuführen! Hier wurde mir auch noch einmal richtig bewusst, wie wichtig eine gute Schulbildung eigentlich ist – und dass sich diese eben auch auf die komplette Denkweise und Weltsicht auswirken kann. Denn nur durch Bildung eröffnen sich neue Perspektiven, die es wiederum möglich machen, traditionelle (destruktive) Normen zu hinterfragen.
Brunnenbau in Kenia und die Herausforderungen
Fakt ist: Wasser ist Leben! Daher steht die Wasserversorgung der Massai auch im absoluten Fokus der ora Kinderhilfe.
Vor Ort angekommen, haben wir uns zunächst zwei Brunnen in Ilbisil angeschaut, den der Verein für das indigene Volk gebaut hat. Neue Brunnen zu errichten ist allerdings nur eine Sache. Die andere besteht in der Instandhaltung von aktiven Brunnen – was aufgrund der immensen Trockenheit mindestens genauso wichtig ist.
Ein Kernproblem besteht jedoch darin, dass einige Brunnen an falschen Stellen gebohrt werden. Oder dass Organisationen Projekte starten, bei denen zwar ein Brunnen gebaut wird, dieser aber dann nicht richtig gewartet wird … und im worst case dann nicht mehr benutzt werden kann.
Dieser Brunnen steht direkt auf dem Gelände der Gewächshäuser und ist leider häufig kaputt. Daher wird er regelmäßig von der ora Kinderhilfe und VEE gewartet. Die letzten Schäden wurden übrigens von Elefanten verursacht, die auf der Suche nach Wasser waren.
Diese Esel tragen leere Kanister.
Besuch des Gewächshauses
Es war definitiv ein beeindruckender Anblick, wie stolze Männer mit Waffe am Gürtel vor ihren kleinen Feldern standen. Und das aus gutem Grund: Was der Volksstamm bis vor ein paar Jahren nur als Tierfutter ansah (bis vor einiger Zeit ernährten sich die Massai ausschließlich von Fleisch und Milch), verändert gerade ihr Leben …
https://andersleben-magazin.net/frost-kannten-wir-nicht-klimawandel-trifft-kenia-besonders-hart/
Die Schule
Darf ich vorstellen? Die Schule der Massai – der ganze Stolz der ora Kinderhilfe im Massai-Land. Dank des Vereins bekommen Kinder bereits ab dem 3. Lebensjahr die Chance, hier zur Schule zu gehen.
Vor dem Bau dieser Schule mussten die Kinder teilweise 3 Stunden Fußweg bewältigen – der sie mitten durch das Land der Löwen, Geparden und Elefanten führte …
Zudem erhalten die Kinder in der neuen Schule auch ein üppiges Mittagessen – für viele Kinder leider aber die einzige Mahlzeit pro Tag. Derzeit befinden sich 65 Kinder in der 1. Klasse. Und da es nur 2 Klassenzimmer gibt, platzt die Schule schon jetzt aus allen Nähten.
Zum Glück haben sich während der Projektreise zwei Spender gefunden, die jeweils ein weiteres Klassenzimmer finanzieren werden. Das wird der Region in den kommenden Jahren einen enormen Aufschwung ermöglichen!
Ärztliche Versorgung
Ich habe lange gegrübelt, ob ich alle Missstände auflisten sollte, die ich während meiner Reise gesehen habe. Aber statt einer endlosen Liste von Problemen möchte ich lieber eine Geschichte erzählen, die mich grundlegend erschüttert hat …
Auf meiner Reise haben wir zwei Babys besucht, deren Mutter bei der Geburt ums Leben kam. Was die Todesursache der Mutter war? Die Unkenntnis darüber, dass es Zwillinge werden würden. Nach der Geburt des ersten Kindes wunderten sich alle nur, dass die Blutung nicht stoppte.
Da in der Gegend keine schnell erreichbare medizinische Versorgung vorhanden war, wurde die Frau in der Verzweiflung mit dem Motorrad quer durch die Savanne gefahren, um sie zu einem Krankenhaus zu transportieren. Aufgrund der holprigen Fahrt und der verkannten Situation verblutete sie tragischerweise auf dem Weg …
Doch es kam noch schlimmer: Statt sich um die beiden Neugeborenen zu kümmern, entzog sich der Vater erneut seiner Verantwortung – so wie zuvor schon bei den vier älteren Geschwistern. Der Vater lebt derzeit weiterhin mit den Kindern zusammen und hat von VEE die Aufgabe erhalten, sich zumindest um seine beiden ältesten Söhne zu kümmern und sich aktiv an der Arbeit der Community zu beteiligen – eine Verpflichtung, die VEE auch regelmäßig überprüfen möchte.
Dabei hätte man dieses Unglück so einfach vermeiden können. Ein kurzer Blick von einem Arzt hätte ja völlig ausgereicht, um die Zwillinge rechtzeitig zu erkennen und die nötige medizinische Hilfe zu leisten …
Und genau an dieser Stelle würde ich gerne einen bescheidenen Wunsch äußern – auch wenn ich mir im Klaren darüber bin, dass es als Europäer grundsätzlich heikel ist, Ratschläge zu geben, wie Menschen auf einem anderen Kontinent leben sollten.
Aber eine grundlegende medizinische Versorgung entscheidet über Leben und Tod!
Ich bin wirklich unfassbar froh darüber, dass sich aus unserer Gruppe bereits jemand gefunden hat, der die Patenschaft für die beiden Babys übernimmt. Danke an dieser Stelle!
Und vielleicht können wir ja noch mehr in Bewegung setzen: Womöglich finden sich ein paar Unterstützer, die eine Ärztin finanzieren würden, die dazu bereit wäre, die Schulen und Stämme einmal im Quartal vor Ort zu besuchen? Am besten mit einer kritischen Haltung zum Thema Beschneidung – denn auch das ist hier ein großes Problem …
Vielleicht findet sich so eine Person, die dazu bereit wäre, echte Beziehungen und eine Vertrauensbasis mit den Massai aufzubauen. Und ihnen somit die Skepsis gegenüber ärztlichen Untersuchungen zu nehmen. Denn nur so lassen sich dort nachhaltig Leben retten!
Safari im Nairobi-Nationalpark
Nach den ersten Tagen in den Projekten vor Ort stand schließlich eine Safari im Nairobi Nationalpark an. Wir starteten dabei noch vor Sonnenaufgang und nahmen in zwei Kleinbussen Platz, bei denen sich das Dach nach oben klappen ließ.
Und dann ging es auch schon auf Löwenjagd! Natürlich nur sinnbildlich gesprochen. 🙂
Auf der Suche stimmten sich dabei viele der Fahrer untereinander per Funk ab und tauschten Informationen über die besten Spots zum Beobachten von Löwen aus.
Für mich war es definitiv ein einmaliges Erlebnis, die ganzen Tiere live in Action zu sehen, die man sonst nur aus dem Zoo kennt. Im Gegensatz zum Zoo sind die Löwen, Geparden und Elefanten hier allerdings frei. Der Safaripark befindet sich direkt neben der Stadt, die Tiere können kommen und gehen, wann sie wollen.
Mein Highlight bei der Safaritour: Das Spektakel an einer Wasserstelle zu beobachten, an der alle möglichen Tiere zum Trinken zusammenkommen. So durfte ich es beispielsweise miterleben, wie sich erst eine Zebra-Herde der Wasserstelle näherte, die dann allerdings die Flucht ergriff, als die Krokodile an der Reihe waren. Zwischendurch spazierten natürlich auch mal die Löwen vorbei – und beanspruchten den ganzen Platz für sich.
Hier eine kurze Auflistung mit den Tieren, die wir während unserer Safarireise alle zu Gesicht bekommen haben:
- Löwen
- Strauße
- Flusspferde
- Massai-Giraffen
- Zebras
- Gazellen
- Gnus
- Krokodile
- Nashörner
- Alle möglichen Vogelarten
- uvm.
Von Nairobi nach Watamu
Nach unserem Safari-Tag stand eine Zugreise an die Küste von Watamu an, wo wir nach der Ankunft abgeholt wurden. Die letzte Station auf dieser Reiseetappe fühlte sich kurz nach Urlaub an, da wir in einem wirklich schönen Hotel untergebracht wurden – mit Zugang zum Meer, einem traumhaften Sonnenaufgang am Morgen und einem unfassbar leckeren Abendessen, welches live unter freiem Himmel zubereitet wurde.
Und alles wurde natürlich von einem wunderschönen Wetter begleitet, was für mich (der das eisige Berlin gewohnt ist …) einen besonderen Segen darstellte.
Wings of Mercy Dabaso Academy
Die nächste Station auf unserem Plan war die sogenannte Wings of Mercy Dabaso Academy – ein Internat, das ebenfalls als lokale Partnerorganisation der ora Kinderhilfe agiert und speziell für Waisenkinder ins Leben gerufen wurde, um ihnen eine Bildungsperspektive zu bieten.
Ein spannender Background-Fact zur Gründungsstory der Wings of Mercy Dabaso Academy: Ihren Ursprung fand die Wings of Mercy Dabaso Academy, als der Gründer William damit begann, hilfsbedürftige Waisenkinder privat bei sich zu Hause aufzunehmen. Mit der Zeit erwuchs daraus die Notwendigkeit, eine Unterkunft zu schaffen, dann irgendwann war einfach kein Platz mehr, um neue Kinder bei sich daheim unterzubringen.
Die Gründungsstory der Wings of Mercy Dabaso Academy begann übrigens mit einer einfachen, aber herzbewegenden Geste: Und zwar hatte der Gründer William ursprünglich hilfsbedürftige Waisenkinder privat in seinem eigenen Zuhause aufgenommen. Was als kleine, persönliche Hilfsaktion begann, entwickelte sich schnell weiter, als immer mehr Kinder Schutz und Fürsorge suchten. Mit jedem Kind, das dazukam, wuchs aber natürlich auch die Notwendigkeit, einen Ort zu schaffen, der all diesen Kindern Raum und Sicherheit bot. Schließlich war sein eigenes Zuhause voll, und es wurde klar, dass eine größere Lösung gebraucht wurde – die Wings of Mercy Dabaso Academy!
Heute sind nicht mehr nur Waisenkinder an der Schule, aber dennoch benötigt ein großer Teil der Schüler finanzielle Unterstützung. Aktuell wird die Schule von ca. XZY Schülerinnen und Schülern besucht, wovon XYZ einen Paten bzw. eine Patin hat.
Leider ist die Gesundheitsversorgung in der Region ebenfalls unzureichend, wenngleich es bewerkstelligt wurde, dass die Schule inzwischen 2 bis 4 Mal pro Monat von einer Krankenschwester besucht wird, um erkrankte bzw. verletzte Kinder zu behandeln.
An der Schule waren wir mehrere Tage und haben während dieser Zeit auch an einem Gottesdienst teilgenommen. Dabei wurde mir übrigens auch erst richtig bewusst, wie gläubig die Kenianer eigentlich sind!
Außerdem durften wir noch im Unterricht hospitieren (was ein riesengroßer Spaß war!) und waren sogar ungewollter Bestandteil der Abschlussfeier.
Da ich dort gerne einen Beitrag leisten würde, spiele ich mit meiner Firma (der NextGen Media GmbH) aktuell verschiedene Möglichkeiten durch, wie wir unterstützen können. Was mir dabei aufgefallen ist: Die Bildung in Mathe und Englisch ist zwar hoch, jedoch fehlt die Arbeit am PC.
Digitale Bildung könnte dort meiner Ansicht nach extrem hilfreich sein. Zum Beispiel, indem die Schüler im Umgang mit verschiedenen Programmen geschult werden, die ihnen helfen, schneller neue Einnahmequellen zu erschließen. Sie könnten lernen, wie man eine Einladung, einen Flyer oder sogar ein Logo erstellt – oder wie man eine Webseite für jemanden baut. All das ist heutzutage kein Hexenwerk mehr und durchaus erlernbar!
Kommen wir zur Quintessenz meiner Idee: Den Schülern vor Ort einige PCs und ein Intranet mit Videokursen zur Verfügung zu stellen.
Besuch der Ruinen in Gede
Am letzten Nachmittag haben wir die Ruinen in Gede besucht – eine historische Stätte nahe der Küste des Indischen Ozeans im Osten des Landes.
Bei den Ruinen handelt es sich um die Überreste einer alten Swahili-Stadt, die vom 12. bis zum 17. Jahrhundert florierte. Gede selbst war ein bedeutendes Handelszentrum, das durch seine strategische Lage an der Küste einen regen Austausch mit arabischen, persischen und indischen Händlern hatte.
Heute umfassen die Ruinen gut erhaltene Häuser, Moscheen und – nicht zu vergessen – das beeindruckende Stadtmauerwerk, das einen wirklich in die damalige Zeit versetzt.
Mal ganz abgesehen von dem exotischen Baustil waren mein persönliches Highlight allerdings die Affen, die sich richtig über unsere Erdnüsse gefreut haben – und auch keinerlei Berührungsängste hatten, wie Du an dem Bild unten unschwer erkennen kannst:
Fazit der Kenia Projektreise mit der ora Kinderhilfe:
Ok, jetzt wurde der Artikel doch etwas länger als ursprünglich geplant. Umso mehr freut es mich, wenn Du es bis hierher geschafft hast!
Wie lautet also das Fazit meiner Kenia-Reise?
Zunächst einmal habe ich wirklich lange Zeit nicht mehr so viel Neues gelernt und erlebt. Jeder Tag brachte neue Eindrücke und Herausforderungen, und ich war wirklich überrascht zu sehen, wie viel Bildung und Hilfe zur Selbsthilfe eigentlich bewirken können.
Ich muss zugeben, dass ich vorab Zweifel hatte, ob die Hilfen wirklich immer ankommen, aber ich kann jetzt sagen, dass die ora Kinderhilfe ihre Projekte wirklich gewissenhaft angeht. Glücklicherweise wurden diese Zweifel nach der Ankunft mehr als entkräftet! Denn der Hilfsverein ist mit Herz und Seele dabei!
Zu guter Letzt möchte ich noch einmal ein großes „Danke!“ aussprechen an alle, die mit der tollen Organisation in Verbindung stehen. Dazu gehören die ora Kinderhilfe, Travel to GROW, VEE und noch einige weitere Organisationen und Vereine, die ich an dieser Stelle nicht alle aufzählen kann.
Natürlich hat es mich auch riesig gefreut, alle Mitreisende kennenzulernen – und vielleicht sind hier sogar Freundschaften entstanden, die in Zukunft in einem Podcast oder langfristiger Unterstützung für die Projekte vor Ort münden könnten!
Wichtig: Ich habe in dem Artikel mehrere Organisationen erwähnt, deren Arbeit ich vor Ort gesehen habe. Dennoch würde ich diese Organisationen nicht direkt unterstützen, sondern das immer über eine deutsche NGO wie der ora Kinderhilfe machen, da es hilft, dass jemand mit deutscher Gründlichkeit überprüft, wo das Geld hingeht.