Was sind DAX-Indikationen? Immer wieder kommt es in Foren zu der Frage: „Warum gibt es so viele unterschiedliche Werte bzw. Kursstellungen für den DAX?“.

Manchmal heißt es in den Medien nur DAX, oft liest man aber auch DB-DAX, ein anderes Mal ist die Sprache von dem L&S DAX, DAX40, GER40 und so könnte ich wahrscheinlich noch viel andere Bezeichnungen aufzählen. Weiterhin ist dann oft auch noch die Rede von DAX-Indikationen (wie die City DAX Indikation oder die DAX Indikation Lang und Schwarz; kurz: DAX LS Indikation oder LS DAX). Oder von einem Kassamarkt, Xetra und dem DAX-Future. Heute möchte ich versuchen, diese Begriffe zu definieren und in einen geordneten Zusammenhang zu bringen.

Der einzig echte DAX bzw. Daxkurs

Starten wir mit einer DAX-Definition: Der Dax ist ein eingetragenes Warenzeichen der Deutschen Börse AG und darf von keinem anderen als der Deutschen Börse verwendet werden. Grundlage der Berechnung des Aktienindex sind die Xetra-Kurse der 40 DAX-Aktien mit der größten Marktkapitalisierung und der von der Deutschen Börse festgelegte Gewichtungsschlüssel.

Übrigens: Die Frankfurter Wertpapierbörse ist die größte der sieben Börsen in Deutschland.

Dadurch, dass der DAX (mit der WKN: 846900) ein durch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) geschütztes Produkt ist, dürfen Broker, Banken, Finanzinstitute und andere Marktteilnehmer diesen nicht einfach verwenden. Es gibt also gewisse Nutzungsbedingungen zu beachten. Damit beispielsweise Banken oder auch Broker die real-time-Börsenkurse verwenden dürfen, müssen sie die Deutsche Börse dafür bezahlen. Meiner Kenntnis nach ist selbst der verzögerte Kurs kostenpflichtig, diese Informationen stammen aber nicht aus erster Hand.

Preisindex vs. Performanceindex?

Ein Preisindex (auch bekannt als Konsumentenpreisindex) misst die Veränderung der Preise von Waren und Dienstleistungen, die von Verbrauchern gekauft werden. Es gibt ein Maß für die Änderungen des allgemeinen Preisniveaus.

Ein Performanceindex (auch bekannt als Aktienindex) misst die Wertentwicklung eines Portfolios von Aktien, das repräsentativ für einen bestimmten Markt oder eine bestimmte Anlageklasse ist. Es gibt ein Maß für die Änderungen des allgemeinen Marktwertes von Aktien.

In Kurzform: Ein Preisindex misst Veränderungen im Preisniveau, während ein Performanceindex Veränderungen im Wert von Anlagen misst.

Der DAX-Future

Vereinfacht lässt sich der DAX-Future als eine Art Wette auf den DAX Stand zu einem bestimmten Termin in der Zukunft verstehen. Die DAX Future Realtime Kurse werden durch Angebot und Nachfrage an der Terminbörse bestimmt. Ein Future bewegt sich grundsätzlich synchron zum Kassamarkt des Underlying (Benzin, Orangensaft-Konzentrat, DAX …). Unterschiede zwischen dem Kassamarkt und dem Future würden Arbitragegeschäfte (risikolose Geschäfte) erlauben. Diese Chancen werden von Marktteilnehmer in der Regel sofort erkannt, sodass Abweichungen und Divergenzen sofort ausgeglichen werden. Dennoch kann der Preis eines Futures von dem Basispreis abweichen, gerade wenn der Erfüllungszeitpunkt noch weit in der Zukunft liegt. Zum Verfallstermin entspricht der DAX-Future aber dem DAX40.

Kassamarkt

Der Gegensatz zum Terminmarkt (Future-Markt) ist der Kassamarkt. Bei einem Terminmarkt sind Abschluss und Erfüllung voneinander zeitlich getrennt, wohingegen am Kassamarkt die Ausführung einer Wertpapier-Order und die Erfüllung eng beieinander liegen. Hier trifft quasi Geldkurs mit Briefkurs aufeinander. Nachfolgend ist mit dem Kassamarkt der durch die Deutsche Börse AG gestellte DAX-Kurs (Xetra) gemeint.

DAX-Indikationen – Warum?

Einige Finanzportale, wie etwa Finanzen.net, verwenden die ursprünglichen Kursdaten des DAX40 über die Deutsche Börse. Andere Finanzdienstleister versuchen hingegen, die Gebühr, die für die Verwendung der echten DAX-Kurse an die Börsen bezahlt werden muss, zu umgehen. Das schaffen sie, indem sie eine Abbildung des DAX veröffentlichen. Dies hat dann lustige Namen wie beispielsweise GER40, Deutsche Bank Indikation, L&S DAX und so weiter zur Folge. Die Vorteile einer solchen DAX Indikation liegen für Finanzdienstleister nicht nur in den geringeren Kosten, sondern auch im Marketingeffekt, denn die meisten Unternehmen stellen ihre Indikationen, Nachrichtensendern und Finanzseiten kostenfrei zur Verfügung.

Aus diesem Grund sind alle Emittenten von DAX-Indikationen auch immer daran interessiert, so nahe wie möglich an den Xetra-Wert heranzukommen, um exakte Charts und Kurse bereitstellen zu können. Ein ganz wichtiger weiterer Grund, warum viele Banken ihre eigene Indikation stellen, ist zudem, dass sie ihren Kunden auch den außerbörslichen Handel verschiedener Derivate (Zertifikate, Optionsscheine …) ermöglichen und dafür eine Einschätzung des Underlyings (z.B. DAX) benötigen.

Wie berechnen sich diese DAX-Indikationen?

Wie sich diese DAX-Indikationen (wie die DAX City Indikation) berechnen und auf welcher Grundlage sie entstehen, war die für mich interessanteste Frage beim Research für diesen Artikel. Und nachdem ich keine zufriedenstellenden Antworten im World Wide Web finden konnte, suchte ich den direkten Kontakt mit allen großen Banken, die Indikationen stellen. In den netten und teilweise auch sehr lehrreichen Gesprächen konnte, beziehungsweise wollte mir keiner konkrete Antworten geben (verständlich, aber schade). Alle Banken meinten, dass sich die DAX-Indikationen während der Xetra-Handelszeit auf den DAX und den DAX-Future beziehen.

Außerhalb der Xetra-Handelszeit ist es wohl noch wesentlich komplizierter, Aussagen zu treffen.

Gerade die Vorindikation (vor dem Xetra-Handelsstart um 9 Uhr) ist für viele Anleger und Trader von großer Bedeutung. Diese DAX-Indikationen sind keine simplen Vermutungen, sondern eine Annäherung anhand einer komplexen Formel, bei der viele Punkte und Faktoren mit einfließen. In diese Berechnung fließen dann Nachrichten, Ereignisse und Börsenstimmung aus den USA, aus dem Asien-Handel und frühe Meldungen aus Europa mit ein.

Nach dem Xetra-Handelsschluss um 17:30 stehen für die DAX-Indikationen noch der Dax-Future und der L-DAX zur Verfügung (das L steht hier für Late). Dieser wird von der Deutschen Börse auf Basis der 40 Dax-Unternehmen berechnet.

Das Problem hierbei ist wohl, dass um 17:30 viel Marktteilnehmer den Handel einstellen und dieser im Zuge dessen sehr illiquide wird, was beide Notationen sehr schwankungsanfällig macht und zu irrationalen, nicht gerechtfertigten Ausschlägen führen kann. Aus diesem Grund sind der DAX-Future und der L-DAX als Gradmesser für eine gute Indikation aus Sicht vieler Marktteilnehmer nicht gerechtfertigt. Deshalb wird sich für die Berechnung der DAX-Indikationen nach weiteren relevanten Indikatoren umgeschaut, sodass beispielsweise der Dow-Jones, der S&P 500, viele nachbörsliche Nachrichten und andere externe Faktoren eine große Rolle spielen.

Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass während der Xetra-Handelszeit viele Indikationen als eine sehr gute Orientierung dienen, da die Abweichungen oft nur minimal sind. Aber vor allem vor und nach Börsenschluss sind Indikationen von großer Bedeutung für den Handel.

Leseempfehlung: Fragst Du Dich auch manchmal: „Wie man den Dax kaufen bzw. handeln kann„?